Küchenbrand im Familienzentrum

- Autor: Alexander Fink, Feuerwehr Ittlingen

Am Samstag, 28.09.2019 fand die jährliche gemeinsame Hauptübung der Freiwilligen Feuerwehr und des DRK OV Ittlingen statt.
Übungsobjekt war das Familienzentrum in der Friedhofstraße.

Pünktlich um 15:30 Uhr alarmierten die digitalen Meldeempfänger die Einsatzkräfte. Bereits wenige Minuten nach der Alarmierung traf der Einsatzleiter (EL) mit dem Mannschaftstransportwagen (MTW) an der Einsatzstelle ein. Bei der Ersterkundung konnte folgende Lage festgestellt werden: Küchenbrand mit starker Verrauchung großer Teile des Objekts. Als die Mitarbeiter des Familienzentrums den Brand bemerkten, gelang es ihnen, sich zum ausgewiesenen Sammelplatz ins Freie zu retten und den Notruf abzusetzen. Dort wurde festgestellt, dass zwei Personen vermisst werden; vermutlich befanden sich diese noch im Brandobjekt. Da das Familienzentrum an Samstagen in der Regel geschlossen ist, waren keine Kinder vom Brand betroffen.

Zwischenzeitlich trafen das Tanklöschfahrzeug (TLF 16/25), das Löschgruppenfahrzeug (LF 8/6) sowie die Fahrzeuge des DRK an der Einsatzstelle ein. Das zweite Löschgruppenfahrzeug (LF 8) fuhr die Einsatzstelle über die Straße „Eulenberg“ an. Dessen Mannschaft hatte  die Aufgabe von dort aus eine sogenannte „Wasserversorgung über lange Wegstrecke“ bis zur Einsatzstelle aufzubauen.

Die Besatzungen des TLF 16/25 und LF 8/6 übernahmen die Aufgabe der Menschenrettung und Brandbekämpfung unter schwerem Atemschutz. Die Einsatzkräfte des DRK richteten derweil auf einem nahegelegenen, privaten Hof in der Hauptstraße einen Behandlungsplatz für etwaige Verletzte ein.

Zügig wurde die erste Person mit deutlich sichtbaren Brandverletzungen und einer schweren Rauchgasintoxikation aus dem völlig Verrauchten Gebäude gerettet und an das DRK übergeben. Zudem wurde rasch zum  Brandherd vorgegangen und die Brandbekämpfung eingeleitet. Das Auffinden und die Rettung der zweiten vermissten Person gestaltete sich jedoch als schwieriger: nachdem diese nirgendwo im verrauchten Bereich des Brandobjekts ausgemacht werden konnte, konzentrierten sich die vorgehenden Trupps auf die nicht verrauchten Teile. Schließlich fand man in den Kellerräumen eine offensichtlich nur leicht verletzte, ansprechbare Person vor. Diese hatte sich bei Brandausbruch über die Treppe nach unten gerettet, da ihr der Weg ins Freie durch den hochgiftigen Brandrauch versperrt war. Aufgrund ihres augenscheinlich „guten“ Gesundheitszustands und weil sie sich außerhalb des unmittelbaren Gefahrenbereichs befand, entschied sich die Einsatzleitung dazu, die Person nicht weiteren Risiken durch Brandrauch auszusetzen, und sie deshalb unter Betreuung im Keller zu belassen, bis das Gebäude rauchfrei gemacht wäre.

Zwischenzeitlich wurde der Brand gelöscht, sodass mit den Nachlöscharbeiten und der Entrauchung des Gebäudes begonnen werden konnte. Nun konnte auch die gehfähige Person aus dem Keller ins Freie geführt werden. Doch auf dem Weg zum Behandlungsplatz  erlitt diese plötzlich einen Zusammenbruch. Glücklicherweise wurde sie von den begleitenden Kameraden aufgefangen und umgehend an das DRK übergeben. Vermutlich aus lauter Aufregung rund um das Einsatzgeschehen erlitt jetzt auch noch ein Zuschauer ernstzunehmende Kreislaufprobleme und sackte leblos zusammen. Auch er wurde umgehend dem DRK übergeben und am Behandlungsplatz notfallmedizinisch durch den Notarzt Dr. Leisen und das Team vom DRK Ittlingen behandelt. Nach diesem weiteren aufsehenerregenden Zwischenfall konnte die Hauptübung um 16:30 Uhr beendet werden.

Nach der Rückkehr ins Gerätehaus und der Wiederherstellung der Einsatzbereitschaft fanden sich alle Teilnehmer zur Manöverkritik im   Schulungsraum der Feuerwehr ein.

Feuerwehrkommandant Florian Hernik bedankte sich zunächst einmal bei allen Übungsbeteiligten von Feuerwehr, DRK, den Mitarbeiter/innen des Familienzentrums und besonders bei den „Opfern“ für ihre Mitwirkung. Die Übung ist gut abgelaufen, es konnten durchaus einige wichtige Erkenntnisse gewonnen werden: bedingt durch die sehr beengten Platzverhältnisse an der Einsatzstelle wurde deutlich, dass sich im Ernstfall vermutlich viele Zivilpersonen (Schaulustige und Eltern der Kinder) im Einsatzstellenbereich aufhalten werden. Des Öfteren mussten die Zuschauer darum gebeten werden, Platz für die Einsatzkräfte zu schaffen, damit diese ungehindert arbeiten konnten. Zudem wurde festgestellt dass eine Rettung von Personen durch die Kellerfenster des Familienzentrums fast unmöglich ist; sollte wirklich einmal im Einsatzfall eine Person aus dem Keller gerettet werden müssen, muss der Bereich zunächst Rauchfrei gemacht werden damit die Person dann über das Treppenhaus ins Freie gebracht werden kann. Maßnahmen, wie die Situation vor Ort baulich verbessert werden kann, wurden noch im Zuge der Objektbegehung von Kommandant Hernik und Bürgermeister Kohlenberger besprochen und festgelegt.  Die Wasserversorgung an der Örtlichkeit ist ausreichend, im Fall eines erhöhten Wasserbedarfs kann dieser durch den Aufbau einer „Wasserförderung über lange Wegstrecke“ zügig sichergestellt werden. Abschließend teilte Kommandant Hernik den Anwesenden mit, dass es von Seiten der Feuerwehr gewünscht sei, in naher Zukunft eine solche Übung auch einmal mit den Kindern der Einrichtung durchzuführen. Dies würde das Übungsgeschehen noch realistischer darstellen und somit könne man weitere hilfreiche Erkenntnisse für den Ernstfall gewinnen. Nun übergab er das Wort an Bürgermeister Kai Kohlenberger.

In seiner Ansprache bedankte auch dieser sich bei allen an der Übung Beteiligten und hob die gute Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr, DRK und Familienzentrum hervor. Er bedankte sich speziell auch bei den Mitarbeiter/innen des Familienzentrums für die Bereitschaft an einem Samstag an der Hauptübung teilzunehmen.
Die durchgeführte Übung wäre nicht nur eine wichtige Übung für die Feuerwehr und das Familienzentrum, sondern auch für die Gemeindeverwaltung. In ihrer Verantwortung für den Brandschutz hat die Gemeinde in den letzten Monaten schon viel bewegt und erreicht. So wurden alle öffentlichen Gebäude begangen und, wo noch nicht vorhanden, mit geeigneten Löschmitteln aus- bzw. aufgerüstet. Zudem wurde der zweite Rettungsweg im Rathauskindergarten für rund 60.000 Euro baulich realisiert. Auch BM Kohlenberger wies auf das allgemeine Problem mit „Schaulustigen“ bei Feuerwehreinsätzen hin. Man müsse im Ernstfall bedenken dass dann auch viele Eltern, in panischer Angst um ihre Kinder, an die Einsatzstelle eilen werden und ein dementsprechendes „Chaos“ vor Ort entstehen könnte. Eventuell  würden sich dann auch einige Eltern selbst in Gefahr bringen, was wiederum die Arbeit der Einsatzkräfte erschweren würde. Auch er riet an, eine solche Übung zukünftig mit den Kindern des Familienzentrums durchzuführen um das Szenario realistischer darzustellen. Besonderer Dank und Achtung für ihren Einsatz und ihre Schauspielerische Leistung gebührt den drei Opferdarstellern, darunter den zwei Erzieherinnen Jule Keller und Lisa Paracucchi des Familienzentrums sowie Bürgermeisterstellvertreter Karlfred Ebert für seinen realistisch gespielten „Kreislaufkollaps“. Abschließend betonte BM Kohlenberger, er hoffe, dass er niemals einen echten Brand im Familienzentrum oder einer sonstigen öffentlichen Einrichtung in Ittlingen erleben müsse; die heute durchgeführte Übung zeige jedoch, dass man sich in einem solchen Fall dann auf die Feuerwehr verlassen könne.

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